Alle ein bis zwei Jahre sollten wir zum Augentest und unsere Sehstärke testen lassen. Wie ein Sehtest abläuft, welche Unterschiede es für Brillen- und Kontaktlinsenträger*innen gibt und wie du dich vorbereiten kannst, erfährst du hier.
Warum ist ein Sehtest wichtig?
Viele Menschen hierzulande haben eine Fehlsichtigkeit: Einer aktuellen Erhebung der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse zufolge trugen im Jahr 2022 in Deutschland fast 25 Millionen Menschen dauerhaft eine Brille und gut 18 Millionen gelegentlich. Hinzukommen knapp 4 Millionen Kontaktlinsenträger*innen. Der Trend geht dabei laut Ärzteblatt nach oben, unter anderem bedingt dadurch, dass wir immer mehr und länger vor dem Bildschirm sitzen oder in unser Smartphone schauen.
Fehlsichtigkeit kann im Alltag einschränken
Fehlsichtigkeit kann sich in vielfacher Weise und unterschiedlicher Intensität auf unser Leben auswirken. Manche Menschen bekommen Kopfschmerzen oder ein Schwindelgefühl von der dauerhaften Anstrengung der Augen. Je stärker die Fehlsichtigkeit, desto intensiver kann sie im Alltag einschränken: Sei es, wenn Menschen bei schwierigen Lichtverhältnissen nicht mehr Autofahren oder die Anzeigentafeln im ÖPNV nicht mehr klar erkennen können.
Erste Anzeichen einer Fehlsichtigkeit können zum Beispiel folgende sein:
Verschwommenes, unscharfes Sehen in der Nähe oder Ferne
Probleme beim Lesen
Müde, trockene oder gereizte Augen
Kopfschmerzen
Lichtempfindlichkeit
Regelmäßige Sehtests sorgen für Sicherheit
Um eine eventuelle Fehlsichtigkeit möglichst frühzeitig zu erkennen, solltest du regelmäßig – möglichst alle ein bis zwei Jahre – einen Sehtest durchführen lassen. Das gilt auch und insbesondere für ältere Menschen, da die Sehkraft im Alter nachlassen kann. Weitere Risikofaktoren für eine mögliche Fehlsichtigkeit sind zum Beispiel Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck, intensive UV-Strahlung oder auch das Vorkommen von Augenerkrankungen in der Familie. Auch in diesen Fällen sind möglichst regelmäßige Augentests empfehlenswert.
Sehstärke messen: Diese Arten der Fehlsichtigkeit kann ein Sehtest ermitteln
Dabei gilt: Es gibt verschiedene Arten von Fehlsichtigkeiten – ein Sehtest kann Auskunft darüber geben, ob und von welcher Fehlsichtigkeit eine Person betroffen ist.
Kurzsichtigkeit (Myopie)
Die in der Bevölkerung sehr häufig vorkommende Kurzsichtigkeit bedeutet, dass man auf kurze Distanzen besser sieht als in die Ferne. Wer kurzsichtig ist, hat also möglicherweise keinerlei Probleme, die Zeitung zu lesen – im Straßenverkehr allerdings fällt die Orientierung schwer, weil die Beschilderungen verschwommen wirken. Korrigieren lässt sich eine Kurzsichtigkeit mit sogenannten Minusgläsern, die negative Dioptrienwerte haben.
Weitsichtigkeit (Hyperopie)
Etwas seltener als die Kurzsichtigkeit, aber immer noch recht häufig kommt die Weitsichtigkeit in Deutschland vor. Bei der Weitsichtigkeit sehen Betroffene zunächst nahegelegene Objekte unscharf, weiter entfernte erkennen sie noch gut. Im späteren Verlauf fällt es Weitsichtigen möglicherweise auch schwer, weiter Entferntes klar zu sehen. Der Hintergrund: Weitsichtigkeit entsteht, weil die Brechkraft der Augenlinse zu gering oder der Augapfel zu kurz ist. Das Auge kann das zunächst ausgleichen, so dass die Menschen ihre Weitsichtigkeit zunächst gar nicht bemerken. Ab dem Alter von etwa 30 bis 40 Jahren allerdings sind die Augen nicht mehr so anpassungsfähig und die Weitsichtigkeit fällt auf.
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Viele Menschen sind von einer Verkrümmung der Hornhaut betroffen, oft wird sie vererbt. Verkrümmung bedeutet, dass die Hornhaut des Auges nicht symmetrisch geformt ist. Als Folge wird das Licht im Auge nicht sauber in einem Brennpunkt gebündelt: Einen Punkt sehen Betroffene zum Beispiel nicht als klar umrissenen Punkt, sondern nehmen ihn etwas verwischt war oder in die Länge gezogen. Korrigieren lässt sich eine Hornhautverkrümmung über eine Brille oder Kontaktlinsen mit einer torischen beziehungsweise zylindrisch gekrümmten Oberfläche.
Alterssichtigkeit (Presbyopie)
Wenn wir älter werden, altern auch unsere Augen mit. Bei der Alterssichtigkeit handelt es sich strenggenommen um keine Fehlsichtigkeit, sondern um einen natürlichen Alterungsprozess der Augenlinse, die im Laufe der Jahre ihre Elastizität verliert. Betroffenen fällt es oft schwerer, im Nahbereich scharf zu sehen, wenn sie zum Beispiel ein Buch lesen wollen. Ausgleichen lässt sich die Alterssichtigkeit über eine Lesebrille. Kontaktlinsen sind eine gute Alternative.
Welcher Sehtest ist der richtige für dich?
Es gibt verschiedene Arten von Sehtests, mit denen du deine Sehstärke messen lassen kannst. Die wichtigsten Möglichkeiten stellen wir dir hier vor:
Sehtest für eine Brille: Du vermutest, dass du eine Brille brauchst oder möchtest dein altes Modell ersetzen? Beim Sehtest für eine Brille kannst du deine Sehstärke testen lassen und erfährst genau, welche Brille du benötigst. Vornehmen lassen kannst du den Sehtest bei Augenärzt*innen oder bei Optiker*innen. Dort wird zuerst in einer Vormessung der Brechwert deiner Augen ermittelt und dann deine genaue Sehschärfe ermittelt. Im Ergebnis erhältst du den perfekten Brillenwert.
Kontaktlinsen-Sehtest: Wichtig: Brillenwerte sind nicht gleich Kontaktlinsenwerte. Wenn du Linsen tragen willst, ist deshalb ein spezieller Kontaktlinsen-Sehtest empfehlenswert. Dabei wird nicht nur deine Sehstärke gemessen, sondern auch die Krümmung deines Auges und der Hornhaut-Radius erfasst. Das ist wichtig, damit die Kontaktlinsen später perfekt sitzen.
Führerschein-Sehtest: Einen Führerschein-Sehtest muss nachweisen, wer einen Führerschein machen möchte. Um ihn zu bestehen, muss die Sehkraft pro Auge bei mindestens 70 Prozent liegen. Wer schlechter sieht, braucht eine Brille oder Kontaktlinsen, um den Führerschein zu erhalten.
Wie funktioniert ein Sehtest?
Es gibt unterschiedliche Methoden, mit denen du deine Sehstärke testen lassen und die richtige Brillenstärke ermitteln lassen kannst. Das Augenrefraktometer kommt zu Beginn eines Augentests zum Einsatz, um eine objektive Messung zu erhalten. Mit dem Gerät lässt sich die Brechkraft der Augen bestimmen und es hilft bei der Diagnose eventueller Fehlsichtigkeiten. Man schaut dafür in das Gerät hinein auf einen Bildschirm, die Untersuchung ist komplett schmerzfrei.
Bei der subjektiven Refraktion schaut man anschließend auf Tafeln mit Buchstaben oder Zahlen – zunächst ohne Brille, dann durch verschiedene Brillengläser hindurch. Sicher hast du schon einmal eine sogenannte Snellen-Chart gesehen: Also eine Tafel mit Buchstaben, die von oben nach unten immer kleiner werden – sie kommen hier zum Einsatz. Der Vorgang wird wiederholt, bis die passenden Gläser gefunden sind. Über diesen subjektiven Abgleich lassen sich individuelle Sehgewohnheiten berücksichtigen und so die perfekte individuelle Glaskombination ermitteln.
Wie lange dauert ein Sehtest?
Normalerweise dauert ein Augentest maximal 30 Minuten. Wenn zusätzliche Aspekte untersucht werden sollen – etwa die Fähigkeit zur räumlichen Wahrnehmung, das Sehen von Farben oder Kontrasten –, dann kann ein Sehtest auch einmal etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Wohin zum Sehtest: Optiker oder Augenarzt?
Wenn du dir eine neue Brille oder Kontaktlinsen zulegen möchtest, dann kannst du für einen Sehtest Optiker und Augenarztpraxis gleichermaßen ansteuern. Ärzt*innen sind auf die Augengesundheit spezialisiert, dort hast du den Vorteil, dass sie im Rahmen der Untersuchung mögliche Augenkrankheiten identifizieren und einen medizinischen Befund erstellen können. Allerdings müssen deren Messwerte für deine Brille vielfach nochmals im Optik-Fachgeschäft überprüft oder verfeinert werden. Bei Optiker*innen hingegen bist du also, wenn es um die Ermittlung deiner genauen Sehstärke geht, gleich an der richtigen Stelle und sparst dir einen zusätzlichen Weg.
Was ist vor dem Sehtest zu beachten?
Deine Sehstärke testen lassen kannst du unabhängig von einer spezifischen Tageszeit – nur einen Test kurz vor Feierabend solltest du vermeiden. In jedem Fall solltest du möglichst entspannt und ausgeruht sein, wenn du einen Augentest machen lässt. Achte darauf, dass du gegessen und getrunken hast. Für Kontaktlinsen gilt folgendes: Dauerträger*innen mit weichen Linsen sollten die Linsen zwölf Stunden vor dem Test nicht mehr auf dem Auge haben. Formstabile Linsen sollten 24 Stunden vorher vom Auge genommen werden. So kannst du sicherstellen, dass deine Hornhaut “ausgeruht” ist.